Leitfaden zum PKV Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft
Ein PKV-Tarifwechsel hat langfristige Auswirkungen und Fehler können nachträglich meist nicht mehr ausgebügelt werden. Daher ist es sinnvoll, sich von einem erfahrenen Berater unterstützen zu lassen.
Interner Tarifwechsel: Definition und Grundlagen
Tarifwechsel innerhalb der privaten Krankenversicherung (PKV) ermöglichen es Versicherten, in einen anderen Tarif ihrer aktuellen PKV zu wechseln. Dieses Recht ist im § 204 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) verankert und führt zur Änderung des bestehenden Vertrags, nicht zu einem neuen Vertrag. Tarifwechsel bieten Versicherten die Möglichkeit, ihre Versicherung an veränderte Lebensumstände anzupassen und/oder die Beiträge zu optimieren, ohne den Versicherer zu wechseln.
Gründe für einen Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft
- Beitragssteigerung => Senkung meist 25% bis 50% Warum gleichwertige Tarife oft günstiger sind.
- Veränderter Bedarf => Anpassung des Leistungsumfangs
- Neue Tarife => Leistungsumfang oft größer und gleichzeitig günstiger
Vorteile eines internen Tarifwechsels, speziell für Ü55
- Erhalt der Altersrückstellungen
- Beim internen Tarifwechsel werden die angesparten Altersrückstellungen vollständig auf den neuen Tarif angerechnet.
- Keine erneute Gesundheitsprüfung
- Bei gleichwertigen oder leistungsschwächeren Tarifen ist keine neue Gesundheitsprüfung erforderlich.
- Beibehaltung des ursprünglichen Eintrittsalters
- Dies wirkt sich positiv auf die Beitragshöhe aus.
- Keine neuen Wartezeiten
- Bereits erfüllte Wartezeiten bleiben bestehen.
- Erhalt erreichter Leistungsstufen
- Bereits erreichte Leistungsstufen (Beispiel Zahnstaffel) bleiben erhalten.
- Beibehaltung leistungsfreier Zeiten für Beitragsrückerstattungen
- Möglichkeit des Wechsels zum nächsten Monatsersten
- Potenzial zur Preis- und Leistungsverbesserung
- Jüngere Tarife bieten oft umfangreichere Leistungen zu günstigeren Preisen. mehr dazu
Herausforderungen beim Tarifwechsel innerhalb der PKV
- Mangelnde Unterstützung durch die Versicherung
- Versicherer haben kein Interesse daran, Bestandskunden in preiswerte Tarife zu vermitteln. mehr zu den Gründen
- Unübersichtliche, intransparente Tariflandschaft
- Oft hunderte von Tarifen
- Ältere, sehr preiswerte Tarife oft nirgendwo gelistet
- Letzte Preise für 85% der Tarife von 2012 oder früher
- Komplexität der Tarife und Leistungen
- PKV-Tarife umfassen rund 160 Einzelleistungen.
- Die Leistungen der Tarife unterscheiden sich in vielen Details.
- Risiko von Leistungseinschränkungen
- Bei einem Tarifwechsel besteht die Gefahr, dass wichtige Leistungen entfallen.
- Gesundheitsprüfung und Risikozuschlag
- Bei Mehrleistungen im neuen Tarif kann ein Risikozuschlag fällig werden. mehr dazu
- Langfristige Auswirkungen
- Die langfristigen Konsequenzen eines Tarifwechsels sind für Laien schwer abzuschätzen. mehr zu den Herausforderungen
Ablauf eines PKV-Tarifwechsels innerhalb der Gesellschaft
- Leistungs- und Bedarfsanalyse
- Ausgangspunkte sind die derzeitige Absicherung und der zukünftige Bedarf.
- Recherche geeigneter Alternativen
- Herausfordernd, da für Tarife, die für Neukunden spätestens seit 2012 geschlossen sind (das sind rund 85% aller Tarife), keine offiziellen Preise verfügbar sind.
- Preisanfrage für geeignete Alternativen
- Erfolgsentscheidend ist, der PKV alle zu berechnenden Tarifalternativen namentlich vorzugeben.
- Preis-Leistungsvergleich
- Der detaillierter Vergleich aller leistungsmäßigen Unterschiede zum aktuellen Tarif und dessen persönliche Erläuterung ist unverzichtbar.
- Änderungsantrag
- Der Tarifwechsel ist eine Vertragsänderung, kein neuer Vertrag.
- Nachbearbeitung
- Verhandlung von etwaigen Risikozuschlägen vs. Mehrleistungsverzicht.
- Policenkontrolle
- Check der neuen Police auf Abweichung vs. Änderungsantrag. mehr zum Ablauf
Unterstützung durch und Pflichten von Experten beim internen Tarifwechsel
Unabhängige Experten können wertvolle Unterstützung beim Tarifwechsel bieten:
- Analyse komplexer Tarifstrukturen
- Kenntnis besonders preiswerter Tarife, die für Neukunden geschlossen sind
- Professioneller, detaillierter Preis-Leistungsvergleich
- Persönliche Erläuterung aller Leistungsunterschiede
- Einschätzung der langfristigen Auswirkungen
- Unterstützung bei der Entscheidung zwischen Risikozuschlag und Mehrleistungsverzicht sowie ggfs. Verhandlung des von der PKV verlangten Risikozuschlags
- Objektive Perspektive ohne Interessenkonflikte warum unabhängige Beratung unverzichtbar ist
Pflichten eines Versicherungsmaklers beim Tarifwechsel:
- Umfassende Bedarfsermittlung
- Gründliche Marktanalyse
- Detaillierter Tarifvergleich
- Aufklärung über Gesundheitsprüfung, Risikozuschläge und Mehrleistungsverzicht
- Umfassende Informationspflicht
- Unabhängige und objektive Beratung
- Sorgfältige Dokumentation aller Beratungsinhalte
- Unterstützung bei der Umsetzung des Tarifwechsels mehr zu den Pflichten
Erkennen Schwarzer Schafe unter den PKV-Tarifwechsel-Experten
- Seien Sie vorsichtig, wenn Sie unaufgefordert kontaktiert werden.
- Achten Sie auf die Qualifikation und Erfahrung des Beraters im Bereich PKV-Tarifwechsel.
- Prüfen Sie Referenzen und Bewertungen anderer Kunden auf Glaubwürdigkeit.
- Seien Sie skeptisch bei unglaubwürdigen Versprechungen oder Druck zum schnellen Abschluss.
- Hinterfragen Sie das Vergütungsmodell: Eine zu hohe erfolgsabhängige Vergütung kann zu Interessenkonflikten führen.
- Leisten Sie niemals eine Zahlung, auch und gerade keine Anzahlung, bevor Ihre Ersparnis in Form Ihrer neuen Police schwarz auf weiß von Ihrer PKV dokumentiert wurde.
- Achten Sie auf Transparenz in Beratung und Dokumentation. mehr zum Thema Schwarze Schafe
Interner Tarifwechsel: Zusammenfassung und wichtige Hinweise
Ein PKV-Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft kann erhebliche Vorteile bieten, insbesondere für ältere Versicherte. Er ermöglicht Beitragseinsparungen bei gleichbleibenden oder sogar verbesserten Leistungen, ohne den Verlust von Altersrückstellungen oder eine umfassende Gesundheitsprüfung.
Wichtige Hinweise:
- Für Versicherte über 55 Jahren ist ein Wechsel des Versicherers oder eine Rückkehr in die GKV meist keine sinnvolle Option.
- PKVs haben kein Interesse daran, Bestandskunden in preiswertere Tarife zu vermitteln.
- Die Kenntnis auch alter Tarife, die selbst in Profi-Software-Programmen fehlen, ist elementar.
- Seien Sie skeptisch, wenn Ihnen der Standardtarif oder Basistarif angeboten wird.
- Der detaillierte Leistungsvergleich und die Erklärung durch einen PKV-Experten ist unersetzlich.
- Risikozuschläge sind meist verhandelbar.
- Leistungseinbußen, ein Mehrleistungsverzicht oder eine höhere Selbstbeteiligung sind dauerhaft und Fehler beim Tarifwechsel können nachträglich meist nicht mehr korrigiert werden.
Aufgrund der Komplexität der Tarife, des Eigeninteresses der PKV und der langfristigen Auswirkungen eines Tarifwechsels ist professionelle Beratung durch unabhängige Experten dringend zu empfehlen. Versicherte sollten sich der Herausforderungen bewusst sein und daher vor der Entscheidungsfindung alle Aspekte gründlich prüfen.
Ein durchdachter Tarifwechsel kann zu erheblichen Einsparungen bei verbesserter Leistungen führen, während Fehler dauerhaft negative Konsequenzen haben können.